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Juli

01/ 07 / 2020

Berliner Prinzenbad, 7 Uhr morgens. Es ist so früh, dass außer mir kaum einer da ist. Ich bin alleine, denke ich. Und dann denke ich an dich. Ich lasse mich vom Rand ins Becken gleiten und merke: Das Wasser ist so kalt. So kalt, dass es brennt auf der Haut. Das Wasser ist so leer, dass man noch schwimmen kann. Also schwimme ich. Nach ein paar Zügen fühlt sich das Wasser wärmer an. Nach einer Bahn merke ich nicht mehr, wie kalt es ist. Ich schwimme. Weiter. Immer weiter. Und denke immer noch an dich. Wie kann jemand, der so weit weg ist, der mich liegen lassen, zurückgelassen, verlassen hat, so nah sein? So verdammt nah. Ich schwimme schneller. Einfach immer weiter. Zug. Um Zug. Weg. Von dir. Von uns. Oder dem, was wir waren. Weiter weg. Ich tauche ab. Unter Wasser ist es ganz still. Ganz ruhig. Hier habe ich meine Ruhe. Ich tauche wieder auf. Und höre auf zu schwimmen. Keine Ahnung, nach wie vielen Bahnen. Vielleicht 700 Meter. Vielleicht 800. Vielleicht ein bisschen weiter weg von dir.

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